Regenwald statt Staudämme
2008 sickerte durch, dass die Regierung von Sarawak eine Serie von 12 Staudämmen im Regenwald bauen wollte. Dank einer unermüdlichen Kampagne des Bruno Manser Fonds und seiner lokalen Partnerorganisationen konnte der umstrittenste der Staudämme, der Baram-Staudamm, 2016 gestoppt werden. Der Bruno Manser Fonds konnte weitere Impulse setzen, so realisiert das Elektrizitätsunternehmen Sarawak Energy heute eine alternative Energiestrategie mit Fokus auf ländlicher Elektrifizierung. Leider befindet sich der Baleh-Staudamm zurzeit im Bau. Ob danach weitere Staudämme realisiert werden, hängt vom öffentlichen Druck ab.
Gigantismus und Korruption
2008 wurde bekannt, dass die Regierung von Sarawak unter Ausschluss der Öffentlichkeit Pläne für 12 – längerfristig sogar bis zu 50 Staudämme – entwickelt hatte. Während Sarawaks installierte Leistung 2009 bei 1200MW lag, würde das Strompotential dieser 50 Staudämme 20'000 Megawatt erreichen. Bereits 2011 ging der 2'400 Megawatt schwere Bakun-Staudamm, einer der grössten Staudämme Asiens, ans Netz. Der 2016 fertiggestellte Murum-Staudamm soll 944 Megawatt liefern.
Die Staudämme sollten ein immenses Industrialisierungsprogramm, genannt SCORE, Sarawak Corridor of Renewable Energy (Sarawak-Korridor für erneuerbare Energien), ermöglichen. Die Regierung träumte von industriellen Grossprojekten wie zum Beispiel von gesundheitsgefährdenden Aluminiumwerken. US$ 105 Milliarden sollten bis 2030 in SCORE investiert werden – damit wäre SCORE das ambitionierteste und teuerste Energieprojekt von Südostasien.
Unsere Recherchen zeigen, dass die Familie um Sarawaks Gouverneur und ehemaligem Regierungschef Taib direkt von den Staudämmen profitiert. Die Taib Familie besitzt Anteile an Firmen, die von Sarawak Energy Verträge zum Bau von Stromleitungen und Siedlungen für Staudamm-Vertriebene erhielten. Eine von Taibs Firmen besitzt sogar ein Quasi-Monopol auf Zement. Taibs Firmen investieren ausserdem in die Schmelzwerke und bauen neue Strassen im Namen von SCORE. Der Bakun-Staudamm erhielt von Transparency International den Titel „Monument der Korruption“.
Dank Widerstand zum Erfolg
Die Indigenen von Sarawak haben gelernt, was Staudämme für sie bedeuten: der Verlust ihres Landes, ihrer Kultur und ihrer Identität gefolgt von Perspektivlosigkeit. Der Bakun-Staudamm überflutete nicht nur knapp 700km2 Regenwald, sondern vertrieb Ende der 1990er Jahre auch 10'000 Indigene. Der Murum-Staudamm verschlang 250km2 Regenwald und zwang 1400 Indigene zur Umsiedlung.
Die Indigenen am Baram-Fluss widersetzten sich dem Schicksal der Zwangsumsiedlung und organisierten sich gegen den Baram-Staudamm, welcher bis zu 20'000 Indigene und 400km2 Regenwald betroffen hätte. Mit anderen Staudamm-Betroffenen gründeten sie 2011 SAVE Rivers, ein Netzwerk um Sarawaks Staudammpläne zu bekämpfen. Der Bruno Manser Fonds unterstützte fortan die lokalen Proteste, Petitionen, Gerichtsfälle und insbesondere die ab 2013 geführten Blockaden gegen den Bau des Staudamms. Das Renewable & Appropriate Energy Laboratory der Universtität von Kalifornien, Berkeley erarbeite eine neue alternative Energiestrategie, welche auf ländliche Elektrifizierung setzt. Der Widerstand der Betroffenen und die neue Energievision überzeugten schliesslich den damaligen Regierungschef Adenan Satem. 2015 erliess er ein Moratorium auf den Baram-Staudamm, und Anfangs 2016 beerdigte er das Megaprojekt und gab das enteignete Land den Indigenen zurück.
Unter dem Motto #MicroNotMega setzen sich der Bruno Manser Fonds und SAVE Rivers nun für Kleinstwasserkraftwerke und Solarenergie ein. So erhalten abgelegene Dörfer nachhaltigen Strom. Mega-Staudämme dienen im Gegensatz nur den grossen Industrien. Lesen Sie mehr dazu in unserem Projekt Erneuerbare Energien.
Weitere Informationen
Bericht "Complicit in Corruption: Taib Mahmud's Norwegian Power Man" (2013)