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Sarawak und die Penan

Sarawak und die Penan

Sarawak

Der malaysische Bundesstaat Sarawak auf der Insel Borneo ist eine der Regionen der Erde mit dem grössten biologischen Artenreichtum. Seine Regenwälder beheimaten eine Vielfalt an Pflanzen und Tieren und eine reiche indigene Kultur, die über Jahrhunderte geprägt wurde.

Sarawak ist seit 1963 Teil von Malaysia. Zuvor war der 1841 gegründete Staat während 100 Jahren eine Privatkolonie der britischen Familie Brooke, bis er nach Ende des Zweiten Weltkriegs zur britischen Kronkolonie wurde.

Sarawak ist Malaysias grösster und am wenigsten dicht besiedelter Bundesstaat. Rund 2.6 Millionen Menschen leben in Sarawak, verteilt auf über 40 verschiedene ethnische Gruppen. Die muslimischen Malaiinnen und Malaien und Melanau stellen einen Viertel, ebenso die Chinesinnen und Chinesen. Rund die Hälfte der Bevölkerung sind nicht-muslimische Indigene, wobei die Iban die grösste Gruppe ausmachen. Die Penan und andere Völker aus dem Landesinnern wie Kelabit, Kenyah und Kayan bezeichnen sich manchmal auch kollektiv als Orang Ulu (Hochlandbewohnerinnen und -bewohner).

Sarawaks Ressourcenpolitik

Als teilautonomer Bundesstaat von Malaysia geniesst Sarawak grosse Freiheiten in der Gestaltung seiner Ressourcenpolitik. In den letzten 30 Jahren wurde diese massgeblich durch den autoritär herrschenden ehemaligen Regierungschef und heutigen Gouverneur Abdul Taib Mahmud bestimmt. Ausgenommen ist die Nutzung der bedeutenden Öl- und Gasvorkommen, welche durch die Bundesregierung in Kuala Lumpur kontrolliert wird. Sarawaks Regenwälder wurden durch das Taib-Regime grossflächig abgeholzt. Satellitenbildanalysen zeigen, dass heute noch etwa zehn Prozent der Primärwälder intakt sind. Plantagen, insbesondere von Ölpalmen, breiten sich in raschem Tempo aus: Bereits ein Zwölftel der Fläche von Sarawak (124450km2) war 2012 mit Ölpalmen bedeckt – dies entspricht einem Viertel der Fläche der Schweiz. Im Moment arbeitet das Taib-Regime an der Realisierung von mindestens zwölf Staudämmen in Sarawaks Regenwäldern.

Gouverneur Taib persönlich und seine Familie haben in erheblichem Ausmass von der Nutzung der natürlichen Ressourcen profitiert. Taib hat seine politische Position dafür missbraucht, seinen Familienmitgliedern und politischen Gefolgsleuten Konzessionen für Abholzung und Plantagen sowie staatliche Aufträge gegen grosszügige Zuwendungen zuzusprechen. Die Familie Taib kontrolliert heute ein grosses Geschäftsimperium mit Beteiligungen an der Holz- und Plantagenwirtschaft, dem Elektrizitätsmarkt, Immobilienkonzernen und Medien. Während Taibs Amtszeit hat sich seine Familie weltweit Anteile an über 400 Firmen in 25 Staaten erworben. Der Bruno Manser Fonds schätzt Taibs Vermögen auf 15 Milliarden US-Dollar.

Menschenrechtsverletzungen gehen Hand in Hand mit der aggressiven Ausbeutung der natürlichen Ressourcen in Sarawak. Die Taib-Regierung möchte verhindern, dass die traditionellen Ländereien der Ureinwohner anerkannt werden. Diese werden stattdessen als Staatsland deklariert und an Holz- und Plantagenkonzerne verpachtet. Mit dieser Politik werden die Ureinwohnerinnen und Ureinwohner zu rechtlosen Bewohnerinnen und Bewohnern ihres eigenen Lands, und die Fortsetzung ihrer traditionellen Lebensweise wird verunmöglicht. Mittlerweile hat aber eine Reihe von Gerichtsurteilen gezeigt, dass diese Politik rechtswidrig ist und die traditionellen Nutzungsrechte (Native Customary Rights) der Indigenen anerkannt werden müssen. Die Beweislast bei Landkonflikten liegt aber bei den Indigenen.

Die Penan

Die rund 10'000 Penan teilen sich in zwei Völker, die östlichen und die westlichen Penan. Der Bruno Manser Fonds arbeitet mit den östlichen Penan (Penan Selungo), bei welchen Bruno Manser lebte. Sie sind in den Flussgebieten des Baram und des Limbang ganz im Norden von Sarawak zu finden.

Ursprünglich lebten die Penan als Nomadinnen und Nomaden im und vom Regenwald. Sie ernährten sich von der Jagd, dem Fischen und dem Sammeln von Früchten und Pflanzen. Das Grundnahrungsmittel der Penan ist Sago, ein stärkehaltiges Mehl aus dem Mark der Sagopalme, das zu Brei verarbeitet wird. Gejagt wird bis heute mit den typischen Blasrohren und Giftpfeilen, aber auch mit Gewehren. Als nomadisches Volk zogen die Penan weiter, sobald die Sagovorkommen an einem Standort erschöpft waren. Die Penan nutzen Rattan, Fasern einer wilden Palme, zum Flechten von Matten und Körben.

Die Lebensweise der Penan hat sich seit Mitte des 20. Jahrhunderts durch äussere Einflüsse stark verändert. Die ursprünglich animistischen Penan wurden von Missionarinnen und Missionaren der australischen Borneo Evangelical Mission christianisiert und liessen sich taufen. In den letzten 50 Jahren haben sich sämtliche Penan-Gruppen sesshaft niedergelassen, wobei einige von ihnen teilnomadische Elemente ihrer traditionellen Kultur beibehalten haben.

Die beginnende Abholzung ihrer Regenwälder in den 1980er Jahren war ein grosser Einschnitt in die Lebensweise der Penan. Die Abholzung zerstört nicht nur die Natur, ihre Lebensgrundlage, sondern bedroht auch das Fortbestehen ihrer einzigartigen Regenwaldkultur. Die Geschichte und Identität des einst nomadischen Volks ist an sein Land und seine Wälder gebunden.

Mit Hilfe von Bruno Manser organisierten sich die Penan in den späten 1980er Jahren. Mittels Blockaden von Holzfällerstrassen versuchten sie das Vordringen der Holzkonzerne aufzuhalten. Mit ihrem Widerstand erhielten die Penan besonders in den 1990er Jahren viel internationale Aufmerksamkeit. Einige Primärregenwaldgebiet konnten so vor der Zerstörung bewahrt werden.

Heute kämpfen die Penan weiterhin gegen die Abholzung ihres Lebensraums. Neuerdings müssen sie sich auch gegen die Bedrohung durch Plantagen und Staudämme wehren. Der Bruno Manser Fonds unterstützt die Penan in ihren Bemühungen zur Bewahrung des Regenwaldes und ihrer Kultur. Die Projekte und Kampagnen geben Ihnen einen Eindruck von unserer Arbeit.