Bruno Manser Fonds wird in der Ukraine aktiv
Illegaler Holzschlag und ein gigantisches Skitourismus-Projekt bedrohen die Waldkarpaten
Unter dem Motto „Rettet die Waldkarpaten“ lanciert die Basler Umweltorganisation eine Petition an den ukrainischen Präsidenten Petro Poroshenko, die sich gegen ein geplantes Skiresort im Svydovets-Bergmassiv in der West-Ukraine richtet und einen besseren Schutz der Karpatenwälder vor illegaler Abholzung verlangt. Die Kampagne wurde in Zusammenarbeit mit der ukrainischen „Free Svydovets“-Koalition und der europäischen Kooperative Longo Maï entwickelt. Erstmals setzt der Bruno Manser Fonds dabei systematisch auf Videoclips zur Mobilisierung der Öffentlichkeit.
Skiresort bedroht Naturjuwel in den Waldkarpaten
Das geplante Skiresort bedroht das 1880 Meter hohe Svydovets-Bergmassiv, eine der letzten intakten Waldlandschaften Europas in der West-Ukraine. In und um Svydovets haben ukrainische Wissenschaftler 94 Tier- und Pflanzenarten der Roten Liste festgestellt, worunter so störungsempfindliche Arten wie den Europäischen Braunbär, den Schwarzstorch, den Auerhahn und den Schlangenadler. Zum Svydovets-Massiv gehört auch ein 3000 Hektar grosser, als UNESCO-Weltnaturerbe unter Schutz stehender Buchenurwald.
Bedroht wird das Naturjuwel durch Pläne für ein gigantisches Skiresort mit 60 Hotels, 390 Ferienhäusern, 220 Kilometern Skipiste, Golfstrecke und einem eigenen Flugplatz; ausgelegt werden soll das Svydovets-Resort für eine Kapazität von 28'000 Touristen pro Tag. Das mit mutmasslichen Kosten von mehreren Milliarden Euro verbundene Projekt wird von der Regierung der Region Transkarpatien auf äusserst intransparente Art vorangetrieben.
Genfer Oligarch als mutmasslicher Investor
Hinter dem Projekt wird der ukrainische Oligarch Igor Kolomoisky vermutet, dessen Firma Skorzonera das wenige Kilometer von Svydovets gelegene Bukovel-Skiresort betreibt. Kolomoisky ist in der Schweiz kein Unbekannter, residiert er doch seit Jahren am Genfersee und ist in zahlreiche umstrittene Geschäfte verwickelt. Im Juni 2018 verklagte ihn die ukrainische Nationalbank in Genf auf Herausgabe von 383 Millionen US-Dollar. Gegenüber dem Bruno Manser Fonds haben ukrainische Offizielle die Beteiligung Kolomoiskys am Projekt bestritten.
Lokaler Widerstand gegen das Svydovets-Resort kommt von Dorfbewohnern, die negative Auswirkungen auf den Wald, ihr Weideland und ihre Wasserversorgung befürchten. Bereits jetzt ist Wasser in den Waldkarpaten ein knappes Gut; das in der Quellregion der Theiss gelegene Svydovets gilt als wichtigster Wasserspeicher der Region. Neben dem Tourismusprojekt bedroht auch illegaler Holzschlag die Wälder der Region.
Intransparenz begünstigt die Korruption
„Das Svydovets-Massiv ist eine Naturlandschaft von europäischer Bedeutung“, sagte Lukas Straumann, Geschäftsleiter des Bruno Manser Fonds. „Nur internationaler Druck auf die Ukraine kann dieses Projekt stoppen. Als ersten Schritt verlangen wir einen Stopp der Bauarbeiten für die Zugangsstrasse sowie die Publikation aller Projektunterlagen, wie dies die Aarhus-Konvention vorschreibt. In erster Linie muss jetzt transparent gemacht werden, wer die Investoren hinter dem Projekt sind. Ebenso muss die ukrainische Regierung endlich entschieden gegen die illegale Abholzung in der Region vorgehen.“
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